Jedem Menschen auf der Welt stehen - wäre Ackerfläche gerecht verteilt - rund 2.000 Quadratmeter davon zur Verfügung. Das Flächenbuffet macht unseren Ackerflächen-Fußabdruck verständlich. Es eignet sich, um
den Diskurs über unsere Ernährungsstile anzustoßen und die globale Frage
aufzuwerfen, wo wir welche Fläche für was beanspruchen. Angeregt durch
das Projekt „Weltacker" haben wir die Idee des Flächenbuffets in unsere
Bildungsarbeit mit unterschiedlichen Zielgruppen – Kindern und
Erwachsenen – integriert. Im ÖBZ haben wir das Konzept des Weltacker-Projekts und die Idee des
Flächenbuffets in unsere Bildungsarbeit mit unterschiedlichen
Zielgruppen – Kindern und Erwachsenen – integriert.
Kennengelernt
haben wir das Konzept des Flächenbuffets im Jahr 2016 in Berlin-Marzahn
auf dem Gelände der Internationalen Gartenausstellung 2017. Auf dem
Fachtag „(Ein-)Blick in die Erde – Boden begreifen" Anfang April 2019 im
ÖBZ hat Daniel Diehl von Slow Food Berlin verschiedene Bildungsmethoden
vorgestellt, die uns überzeugt haben, weil sie simpel umsetzbar sind
und verschiedenartigste Fragestellungen zulassen.
Wie viel
Ackerfläche beansprucht ein Schnitzel mit Bratkartoffeln? Wie viel eine
Portion Spaghetti Bolognese? Und wie viel im Gegensatz dazu die
vegetarische Variante mit Tomatensauce? Welche Diskurse lassen sich
durch solche Fragestellungen auslösen? Ackerfläche wird als Lebensraum,
als begrenzte und globale Ressource betrachtet. Sie leistet einen
wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und sichert unsere Ernährung –
vorausgesetzt, wir gehen verantwortungsvoll mit ihr um. Der Fokus auf
den Flächenbedarf unserer Lebensmittel stellt den globalen Bezug her und
führt zur Frage: Was hat das überhaupt mit mir und meinem Lebensstil zu
tun? Gerade in Bezug auf Soja lässt sich herausarbeiten, dass wir für
unsere fleischhaltige Ernährung durchaus auch Fläche aus anderen Ländern
beanspruchen, wenn wir die Anbaufläche für Kraftfutter berücksichtigen.
Auf
der Freifläche des Ökologischen Bildungszentrums München haben wir (mit
der Hilfe ehrenamtlich tätiger Gärtner*innen) das „Flächenbuffet" auf
einer etwa 30 qm großen Parzelle im Themengarten „Nachwachsende
Rohstoffe" angelegt. Dort sind die Zutaten verschiedener Mahlzeiten
exemplarisch angebaut, sodass die Flächenrelationen sichtbar werden. Für
Spaghetti Bolognese wurde Weizen für die Nudeln gesät, Tomaten für die
Sauce gepflanzt sowie Sonnenblumen für das Öl. Der Flächenbedarf für die
Produktion von Fleisch wird durch Sojapflanzen repräsentiert. Er ergibt
sich aus der Ackerfläche, die man für den Anbau der Futtermittel
benötigt.
Verschiedene Gerichte werden unterschiedlichen Flächen zugeordnet
Um
den Diskurs zu starten hat sich folgende einfache Methode bewährt – die
mit Schüler*innen genauso funktioniert, wie mit Erwachsenen: Es werden
Seile unterschiedlich großer Kreisflächen auf dem Boden ausgebreitet.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen den Flächen Fotos
unterschiedlicher Gerichte richtig zuordnen.
Im Zuge der
gemeinsamen Überlegungen spannt sich schnell sich der Diskussionsbogen
um weitere Aspekte wie Anbaubedingungen, biologische Landwirtschaft,
artgerechte Tierhaltung und globalisierte Märkte. Ebenso werden
Herstellungsprozesse und Inhaltsstoffe unserer Lebensmittel aufgeworfen
und aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Wie ist
beispielsweise der Bedarf an Ackerfläche von Produkten aus Milch von
Kühen zu bewerten, die nicht mit Kraftfutter gefüttert werden, sondern
auf der Weide weiden? Wo befinden sich die Flächen, auf denen Soja als
Kraftfutter angebaut wird?
Das Flächenbuffet ist quasi die kleine
Schwester des „Weltackers" (www.2000m2.eu), hinter dem folgende Idee
steckt: Jedem Menschen auf der Welt stehen, wenn man die gesamte
Ackerfläche der Welt von 1,5 Milliarden Hektar auf alle 7,5 Milliarden
Menschen der Welt gerecht verteilt, rechnerisch rund 2000 Quadratmeter
zur Verfügung. Darauf muss also alles wachsen, womit wir uns ernähren
und versorgen. Von Lebensmitteln über Tierfutter und Baumwolle für
Kleidung, Tabak für Zigaretten bis hin zu Energiepflanzen für Bio-Gas
und Bio-Diesel. Das Projekt versucht, diese globalen Herausforderungen
greifbar und anschaulich zu machen. Herunter gebrochen auf das
Flächenbuffet begreifen wir, dass unser persönlicher Ernährungsstil
einen großen globalen Einfluss darauf hat, ob uns die verfügbaren 2000
Quadratmeter genügen oder nicht. Zudem lassen sich ausgehend vom
Flächenbuffet, wie oben angedeutet, vielschichtige Themen – wie gesunde
Ernährung, ökologisch-sozialverträgliche Produktion von Lebensmitteln,
verantwortungsvoller Umgang mit Lebensmitteln (Stichwort:
Lebensmittelverschwendung und -vernichtung) bis zu Aspekten der globalen
Gerechtigkeit –anknüpfen und vertiefen.
Tools und Materialien:
Der
Fachtag „(Ein)Blick in die Erde" am 1.4.2019 und die Implementierung
des Flächenbuffets in die Bildungsarbeit des ÖBZ war Teil des
Modellprojekts „Was die Erde hergibt – erdverbundene Wege zur
Nachhaltigkeit" und wurde unterstützt durch das Bayerische
Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz.